Heute möchte ich anfangen Euch meine Erfahrungen im unterschiedlichen Segelverhalten von Tris gegenüber Monos näherbringen. Konkret möchte ich mit dem Trim Hoch am Wind anfangen.
Zuerst vorweg, ein Mono ist für mich gut getrimmt, wenn er hoch am Wind minimal luvgierig ist, damit also jede Böe zum Höhekneifen von sich aus ausnützt und danach wieder auf Kurs abfällt, damit also quasi eigenstabil an der Windkante sich hält.Das ist beim Tri grundsätzlich auch wünschenswert aber nicht realisierbar. Warum, werden sich einige Fragen. Ganz einfach erklärt, beim Tri ist zumindest IMMER der Leeschwimmer im Wasser, manchmal auch der Hauptrumpf. Dieser Leeschwimmer erzeugt Reibung und aufgrund seines relativ großen Abstands zur Mittelachse wo das Segel steht, ein ganz schön großes abfallendes Moment, damit ist ein Tri defakto immer leegierig. Wieso behaupte ich frech IMMER?
Nun hierzu müssen wir uns den Punkten widmen, die vereinfacht auf einem Segelschiff ausschlaggebend sind: Schwerpunkt, Segeldruckpunkt, Lateraldruckpunkt. Für Newcomer im Bereich kurz erklärt, der Segeldruckpunkt ist der gedachte Punkt an dem die Segelkraft von Fock und Groß angreift, die das Segel also als Kraftwirkung erzeugt, sie errechnet sich vereinfacht aus dem Flächenschwerpunkt von Fock und Groß und ist als Faustformel meist wenige Zentimeter (2-3cm) hinter dem Mast. Der Lateraldruckpunkt ist der Flächenschwerpunkt des Unterwasserschiffs der die Abdrift nach Lee verhindert (Rumpf unterhalb Wasserlinie, Schwert und eventuell Ruderfläche, wobei bei letzterer die Fachmeinungen auseinandergehen, diese Diskussion will ich hier im Moment jedoch nicht führen) Der Schwerpunkt ist der Masseschwerpunkt (hier erstmal nicht sooo relevant)
Mein Lehrmeister, Karl Schmidt, schulte mich, dass die Punkte nach guter alter Segelbootskonzeption vom Bug zu Heck wie folgt aufgefädelt sein sollten: Segeldruckpunkt, Lateraldruckpunkt und Schwerpunkt, wobei diese Abstände zueinander im Verhältnis 2:1 stehen sollten, dann bekäme man ein gut laufendes Boot. Auch diese Aussage will ich einfach mal stehen lassen, es würde eine eigene Abhandlung füllen, wie es dazu kommt, hier reicht uns die Faustformel und die Reihenfolge der Punkte an sich.
Wie wird also ein Boot leicht luvgierig? Wenn die Kraftresultierende des Segels gegen die Kraftresultierende der Abdrift, der Reibung der Objekte unter Wasser, des dynamischen Auftriebs der Rumpfform bei Schräglage ein kleines Moment übrig lässt was den Rumpf nach luv drehen möchte, ganz einfach ^^ Jeder von Euch, der einen Mono mal extrem gut getrimmt hinbekommen hat, merkte sofort, wow, jetzt läuft der aber gut, und umgekehrt wenn es mit dem Trim nicht so hinhaut, war irgendwie der Hund drinn, ist es der Fockspalt, ist es das Achterstag, Vorstagspannung, Mastfall, Mastkrümmung, Fockbauch, Großbauch, Dirk, Mastposition, Schwertposition? Jaja zig Einstellmöglichkeiten sowohl beim Mono als auch beim Tri erlauben uns unsere ‚Kleinen’ genauso gut zu trimmen wie ein hightech Regattaboot der Großen!
Jetzt aber zurück zum Thema: wir versuchen einen Tri leicht luvgierig zu machen.
Der Tri hat wie eingangs erklärt immer den Leeschwimmer im Wasser, damit immer ein Moment, dass Leegierigkeit auslöst. Die Rumpfform beim Tri ist zumeist sehr schlank, man bekommt kein Anluven durch dynamischen Auftrieb bei Schräglage hin! Versuchen wir dies also mit den Druckpunkten auszugleichen: um den Segeltrimm gedacht extrem luvgierig zu bekommen, müsste man also den Segeldruckpunkt hinter den Lateraldruckpunkt legen, das hat aber wiederum die Konsequenz, dass das Schiff einfach schlecht segelt, es springt nicht an, wendet schlecht, es läuft einfach nicht. Vergleicht man ein Segelboot mit seinem Schwert im Wasser mit einem Flugzeug, so ist ein Lateraldruckpunkt vor dem Segeldruckpunkt wie ein schwanzlastiges Flugzeug, es braucht ständig Korrektur und fliegt nicht richtig.
Konklusio: bei einem Tri muß man umdenken und umlernen was das Steuern hoch am Wind angeht, der Tri lässt sich maximal leicht leegierig trimmen, man bekommt ihn einfach nicht neutral oder leicht luvgierig hin. Das bedeutet aber auch der Steuermann muß immer wieder bewusst an die Windkante steuern und nicht umgekehrt wie beim Mono!
Euer AUT 33